SparkassenZeitung 10/21 SCHWERPUNKT BESSERE PROZESSE 7 BBearbeitung von Förderkrediten, Zuschüsse für Betriebs kosten – die Hochphase der Coronakrise hat viele Spar kassen herausgefordert. Besonders beansprucht waren während dieser Zeit die Mitarbeiter in der Marktfolge. Sie mussten eine Antragsflut von kleinen und mittelständi schen Unternehmen bewältigen. Viele Häuser lagern Mitarbeiter in der Marktfolge in regionale Gesellschaften aus und holen dazu die Verbund gesellschaft SServicepartner Deutschland mit ins Boot. Sparkassen profitieren bei dieser Kooperation von stan dardisierten und teils automatisierten Arbeitsprozessen und können Kundenanträge schneller bearbeiten. Die Stadtsparkasse Düsseldorf arbeitet mit dem SServicepartner Rheinland zusammen: „Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg. Beide Seiten bringen ihre Stär ken, Kompetenzen und umfangreichen Erfahrungen ein, damit wir, vereinfacht ausgedrückt, eine große Aufgaben fülle effektiver verarbeiten können“, sagt Stefan Dahm, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf. Um dieses Ziel zu erreichen, hält Dahm eine regio nale Gesellschaft für ideal: „Regionale Standorte sind als passendes Konstrukt für die Aufgabenstellungen durch aus üblich. Mit zunehmender Digitalisierung lässt sich die Zusammenarbeit zwischen regionalen Standorten heute weitestgehend problemlos organisieren“, sagt der Vorstand. Stadtsparkasse sichert ihren Einfluss mit Mehrheitsbeteiligung Beim weiteren Ausbau des SServicepartners Rheinland will Dahm aber mitreden. Daher hat sich die Stadtspar kasse Düsseldorf mehrheitlich an der Gesellschaft betei ligt, um die Zukunft des Regionalanbieters zu gestalten: „Für uns ist es schon wichtig, bei Richtungsentscheidun gen der Gesellschaft in Düsseldorf zum Beispiel in Bezug auf Investitionen, Einführung von Automation ein ganz entscheidendes Wort mitreden zu können“, so Dahm. Dahm öffnet den Gesellschafterkreis des Verbund dienstleisters nicht für weitere Sparkassen, sodass die Stadtsparkasse Düsseldorf die Expansion des SService teilen für die Mitarbeiter an, da sich neue Gestaltungs und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Die Mitarbeiter haben die Chance auch genutzt, und einige konnten bei spielsweise ihre Arbeitszeit aufstocken“, sagt Dahm. Auch für die Sparkasse hat das Outsourcing von Marktfolgemitarbeitern Vorteile. Eine Sparkasse kann Arbeitsplätze im hart umkämpften Wettbewerbsumfeld weiter erhalten. Dahm: „In Bezug auf die Mitarbeiter ist die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen in der Re gion ein wichtiger Punkt.“ Schon heute zeichne sich klar ab, „dass wir uns auf einen guten Weg gemacht haben“. Die Stadtsparkasse Düsseldorf ist kein Einzel fall: „Die Tendenz geht dahin, dass sich Sparkassen ver stärkt auf ihre Kernkompetenzen, also Vertrieb, konzen trieren und Marktfolgeprozesse auf Partner verlagern, die hier ebenfalls Kernkompetenzen verwickeln“, sagt Jörn Stöppel, Vorstandsvertreter und Bereichsleiter Un ternehmenssteuerung der Sparkasse Münsterland Ost. Der SServicepartner NordrheinWestfalen am Standort Münster habe von dieser Entwicklung profitiert. Stöppel erläutert, zum SServicepartner ausgela gerte Mitarbeiter seien auch für andere Häuser tätig und wickelten Marktfolgeprozesse und Aufgaben im Perso nalservice ab. Der Schulterschluss mit dem SService partner habe sich ausgezahlt: „Auf diese Weise wird die Kundennähe der Sparkassen mit effizienten Strukturen verbunden, ohne dabei Doppelstrukturen aufzubauen“, so Stöppel. Prozessbeschleunigung nutzt Kunden und Mitarbeitern Dass die Sparkassen häufig Personal in der Markfolge auslagern, hat laut Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) auch technische Gründe: „Die Digitalisierung schreitet zunehmend voran, und es ist einfach sinnvoller, gemein sam gebündelt in neue Techniken zu investieren“, sagt Jürgen Rauber, Mitglied des Vorstands der Landesspar kasse zu Oldenburg (LzO). Von gebündelter Technik profitierten letztlich auch die Kunden: „Die schnellere und qualitativ hochwertige Abwicklung der nachgelagerten Prozesse hilft unseren Kunden enorm“, so Rauber. Zudem nähmen die gesetz lichen und regulatorischen Anforderungen in der Markt folge immer mehr zu: „Hier ist es gut, wenn man mit Spe zialisten zusammenarbeitet, deren Kerngeschäft genau hier verankert ist – die klassische Arbeitsteilung eben“, so Rauber. Vor allem kleineren Sparkassen in der Regi on bietet der von der LzO im Jahr 2020 gegründete SSer vicepartner Niedersachsen die Chance, Aufgaben in der „ Die Arbeit für einen bundesweiten Dienstleister reichert den Arbeits- platz eher noch mit Vorteilen für die Mitarbeiter an, da sich neue Gestaltungs- und Entwicklungs- möglichkeiten bieten.“ Stefan Dahm o k l i P e t a K / k c o t s r e t t u h S / 1 D K : n o i t a r t s u l l I ; O z L , f r o d l e s s ü D K S S : s o t o F partners wesentlich mitbestimmen kann: „Weitere Be teiligungen sind nicht vorgesehen, allerdings bietet der SServicepartner Rheinland Dienstleistungen auch an deren Sparkassen im Rheinland an“, sagt der Vorstand. Hier komme die Sparkasse gut voran, und die zu sätzlichen Mandanten brächten weitere Skaleneffekte: „Es gibt einige Gespräche dazu, aber noch keine Ergeb nisse, über die man derzeit sprechen kann“, sagt Dahm. Der primäre Fokus der Stadtsparkasse Düsseldorf liege nach wie vor darauf, die Produktion im Haus weiter zu optimieren und dabei auf die Expertise des SService partners zurückzugreifen. Die ausgelagerten Mitarbeiter bleiben weiter bei der der Stadtsparkasse Düsseldorf angestellt und erhalten als Mitgesellschafter des SServicepartners neue beruf liche Perspektiven: „Die Arbeit für einen bundesweiten Dienstleister reichert den Arbeitsplatz eher noch mit Vor Marktfolge besser zu bewältigen: „Der SServicepartner Niedersachsen hat sich in vielerlei Hinsicht als Erfolgs modell erwiesen“, so Rauber. Sparkassen erfassten sehr schnell den vielfältigen Nutzen einer Zusammenarbeit. Das Modell könne beispielsweise helfen, künftige demo grafische Herausforderungen in der Mitarbeiterschaft zu bewältigen. Daher haben sich inzwischen einige Spar kassen aus der Region für eine Kooperation entschlos sen, so LzOVorstand Rauber. Die Beteiligung am SServicepartner Niedersachsen unterstreiche auch gesellschaftsrechtlich die enge Ver bundenheit zum SServicepartner, so Rauber: „Wir kön nen hier die Zukunft der Marktfolge proaktiv mitgestal ten. Auf die Mitarbeiter hat das keinen Einfluss, da wir sie ja in den SServicepartner gestellt haben.“ Die ausgelagerten LzOMitarbeiter können ihren Arbeitsvertrag behalten, denn die Sparkasse nutzt das Modell der sogenannten Gestellung. Mitarbeiter seien weiterhin am Standort in Oldenburg tätig, könnten am kulturellen Leben der Sparkasse nach wie vor teilhaben und zudem etwa das LzOMitarbeiterrestaurant nutzen. Auch die weiteren beruflichen Entwicklungschan cen seien für die Mitarbeiter gut: „Durch den Einsatz im SServicepartner haben sie die Möglichkeit, theoretisch in beide Richtungen Karriere zu machen und sich wei terzuentwickeln: in der LzO oder mit dem Schwerpunkt Marktfolge im SServicepartner. Das ist charmant, gera de auch für junge Menschen“, so Rauber. „Es ist einfach sinnvoller, gemeinsam gebündelt in neue Techniken zu investieren.“ Jürgen Rauber Siegmar Müller, Vorstandsvorsitzender der Sparkas se Südpfalz, erläutert die Vorteile des SServicepartners RheinlandPfalz: Bonitätsanalysen, Immobilienbewer tungen oder die Pfändungsbearbeitungen seien zwar hochreguliert und entsprechend komplex, was fachli ches Knowhow erfordere. „Doch dank der Standardisie rung und der Automatisierung kann unser Tochterun ternehmen die Leistungen im Vergleich zur Produktion durch eine eigene Marktfolge erheblich günstiger produ zieren“, so Müller. Auch im Zuge der Fusion der Sparkassen Südliche Weinstraße und GermersheimKandel zur Sparkasse Südpfalz blieb der SServicepartner strategischer Dienst leister für Marktfolgetätigkeiten im Aktiv und Passivge schäft sowie im Zahlungsverkehr. Müller: „Im Rahmen dieser Fusion wurden 47 Mitarbeiter samt Tätigkeit aus der Sparkasse GermersheimKandel übernommen. Be reits heute sind Effizienzeffekte aus dem Betriebsüber gang zum 1. Januar 2021 zu erkennen.“ Als besonders vorteilhaft sieht der Vorstandschef das Zusammenspiel zwischen der bundesweiten Orga nisation und den regionalen Standorten. Die bundes weite SServicepartnerGruppe erbringe zentral Stabs, Management und Vertriebsdienstleistungen für alle re gionalen Standorte und steuere die strategische Weiter entwicklung der Unternehmensgruppe. Produziert werde hingegen lokal. Müller: „Die Mi schung aus regionaler Leistungserbringung vor Ort und zentraler Steuerung der Gruppe stellt eine effiziente und sichere Produktion sicher.“ Das erhalte die Arbeitsplätze in der Region. Rund 100 Mitarbeiter der Sparkasse Süd pfalz seien heute beim SServicepartner RheinlandPfalz beschäftigt. Benjamin Hirsch, Geschäftsführer beim SService partner RheinlandPfalz, rechnet mit weiteren Auslage rungen in der Marktfolge. Kostendruck und Fachkräf temangel machten Auslagerungen attraktiver denn je. Mittlerweile haben mehr als 20 süddeutsche Sparkas sen diverse Tätigkeiten an den SServicepartner Rhein landPfalz ausgelagert, jedoch ohne selbst an der Gesell schaft beteiligt zu sein. Hirsch: „Das zeigt, dass Sourcing an Bedeutung gewinnt und nicht zwingend mit einer Be teiligung verbunden sein muss.“ –